60 Jahre MKV – mehr als nur e bissi Helau
Ein Streifzug durch die Vereinschronik von Andreas Sattler, Archivar des MKV
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Am 1. April 1957 wird im Gasthaus „Erbacher Hof“ in der Marktstraße 16 der Mühlheimer Karneval-Verein (MKV) gegründet.
140 Personen tragen sich in die Mitgliedslisten ein.
Ferdinand Hainz wird Vorsitzender, sein Stellvertreter ist Karl Euler und Geschäftsführer wird der äußerst umtriebige Franz Huppert.
Mindestens 6.- Deutsche Mark (DM) muss jedes Mitglied als Jahresbeitrag entrichten, nach heutigen Maßstäben etwa 3.- Euro.
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Der erste Rosenmontagszug unter der Federführung des MKV schlängelt sich am 17. Februar 1958 durch die Straßen Mühlheims.
Bei strahlendem Sonnenschein jubeln tausende schunkelnde und feiernde Besucher dem 50 Nummern umfassenden Zug zu.
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Auf Betreiben des MKV gibt es in Mühlheim nur noch ein Stadtprinzenpaar, nachdem vorher drei Prinzenpaare von KaKaM, SUMCA und Mühlheimer Ruderverein (MRV) die Narrenschar regiert hatten.
Das erste Stadtprinzenpaar stellt die KaKaM.
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Im Dezember verstirbt im Alter von 94 Jahren Mühlheims erster Fastnachtsprinz (1892) Kaspar Engelhardt.
Noch im Februar hatte er am Mühlheimer Rosenmontagszug teilgenommen.
Am 08.12.1961, um 11 Uhr wird er in Frankfurt-Höchst zu Grabe getragen.
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Die erste Ausgabe der „Narrenmühle“, der Fastnachtszeitung des MKV, erscheint durch das große Engagement des Geschäftsführers Franz Huppert. Sie wird zunächst bis 1965 herausgegeben und dann wegen des zu hohen finanziellen Aufwands eingestellt.
Im Jahr 1993 nimmt der Verein die Tradition wieder auf und bringt das Druckerzeugnis bis heute jährlich heraus (Sie halten gerade die neueste Ausgabe in Händen).
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Erstmals stellt sich der Rosenmontagszug in der Dietesheimer Wingertstraße auf und schlängelt sich anschließend durch beide Stadtteile bis zur Marktstraße.
Möglich wurde dies, nachdem die Dietesheimer Vereine dem MKV gegenüber geschlossen ihre Teilnahme am Zug zugesagt hatten. So kommen insgesamt 60 Zugnummern zusammen, die begeistert von der Bevölkerung aufgenommen werden.
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Anlässlich des Rathaussturms, den der MKV zusammen mit der Stadt Mühlheim veranstaltet, spielt das Musikkorps der 1. US-Panzerdivision aus Frankfurt eine geschlagene Stunde lang auf dem Rathausinnenhof, so dass die Verteidiger um Bürgermeister Werner Grasmück schließlich ohne weitere Gegenwehr aufgeben und das Rathaus an die Narren übergeben.
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Die seit 1957 bestehende Prinzengarde des Vereins wird komplett neu eingekleidet und ausgestattet. Sie erhält eine neue Standarte und ihren neuen Namen MKV-Stadtgarde.
Den Namen Prinzengarde übernimmt die KaKaM, die ab diesem Zeitpunkt ihre Prinzessgarde so bezeichnet.
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Nach Schätzungen der Polizei sehen unfassbare 60.000 Menschen den Mühlheimer Rosenmontagszug. Dies ist bis heute die größte je dokumentierte Besucherzahl bei unserem Zug. Gerade die Mühlheimer Innenstadt platzt buchstäblich aus allen Nähten.
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Der Verein gründet eine Majorettengruppe, die zunächst unter der Bezeichnung „Tanzgarde des MKV“ firmiert. 11 Mädchen schwingen beim ersten Auftritt der Gruppe bei Mühlheimer Rathaussturm am 23.01.79 ihren Majorett-Stab für den MKV.
1985 verlässt die Gruppe den Verein und gründet den „1. Jugendtanzsport und Twirlingclub Mühlheim/Main“.
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Der MKV beteiligt sich am ersten Mühlheimer Altstadtfest. Die Stadtgarde und die Majoretten marschieren beim Eröffnungsumzug mit, die Majoretten treten beim Kulturprogramm auf und der Verein verkauft über drei Tage hinweg Apfelwein und Handkäs mit Musik.
Unser Verein wird später einer der wenigen sein, der bis zum letzten Altstadtfest im Jahr 2006 mitmacht. In diesem Jahr allerdings stirbt das Fest mangels Beteiligung der übrigen Vereine.
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Was 1984 im Kleingarten von Gardemarschall Reinhold Schmidt als zartes Pflänzchen begann, wird jetzt groß und öffentlich: der Verein veranstaltet sein erstes Sommerfest über ein ganzes Wochenende hinweg im Bürgerpark.
2012 gibt der MKV dieses Fest nach 25 Jahren auf und beteiligt sich als einer der „Motoren“ fortan an der Mühlheimer Kerb. Diese Entscheidung wird von der Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit getroffen.
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Am 10. März stellt der Verein entscheidende Weichen für die Zukunft und gründet seine Jugendabteilung, damals „Minigarde“ genannt. 15 Kinder werden gleich bei Gründung aufgenommen.
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Die lange ersehnte Übergabe der von der Stadt Mühlheim neu errichteten Wagenhalle in der Dieselstraße 42 findet am 28.06. des Jahres statt. Voller Stolz und im Beisein zahlreicher Pressevertreter nimmt der Vorsitzende Erich Klein die Schlüssel aus den Händen von Bürgermeister Werner Grasmück entgegen. Eine jahrzehntelange Odyssee findet hier ihr Ende.
In diesem Jahr werden sage und schreibe 45 Vorstandssitzungen abgehalten. Ein Rekord für die Ewigkeit.
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Der Rosenmontagszug fällt einem Orkan zum Opfer. Dies jedoch ist die Geburtsstunde des bis heute stattfindenden Zugrummels, der spontan vom MKV als Ersatzveranstaltung in der Halle der SUM organisiert wurde. Die bereits angereisten Musikkapellen spielen auf und Hunderte feiern ausgelassen Rosenmontag.
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100 Jahre Rosenmontagszug und doch kein Zug…Der zwischenzeitlich ausgebrochene Golfkrieg verhindert die Straßenfastnacht in der ganzen Republik und so auch in Mühlheim.
Im Januar jedoch gründet sich das MKV-Männerballett in der Sektbar der Langener Stadthalle. Bis heute ist es ein Aushängeschild des Vereins.
Am 8. Februar eröffnet der MKV im Stadtmuseum seine Ausstellung „100 Jahre Rosenmontagszug in Mühlheim“. An neun Ausstellungstagen werden mehr als 1.000 Besucher gezählt.
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Am 1. Januar tritt der MKV dem Bund Deutscher Karneval (BDK) bei und wird landsmannschaftlich der Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval (IGMK) mit Sitz in Mainz zugeordnet.
Vom Finanzamt Offenbach bekommt der Verein die Anerkennung als gemeinnütziger Verein zugesprochen.
Bereits 1992 wird er in das Vereinsregister beim Amtsgericht Offenbach als „e.V.“ eingetragen.
Alles weitere Meilensteine des Vereins auf dem Weg in die Zukunft.
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In den Räumen der Arbeiterwohlfahrt kürt der MKV am 1. Januar seinen ersten Zugmarschall im Rahmen eines bunten Programms.
Erster Zugmarschall wird Josef „Seppel“ Lerch.
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Im Dezember ist es soweit, der MKV bezieht sein erstes Vereinsheim. Von der „Kulturhalle Schanz“ werden ca. 90 qm große Räumlichkeiten für die Vereinsarbeit in der Carl-Zeiss-Straße angemietet. In vielen Arbeitsstunden richten die Mitglieder ihr neues Zuhause selbst her.
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Der MKV gründet mit seinem Trommlercorps den Vorläufer der heutigen Guggemusik „Firedrums“. Erster Übungsleiter wird Helmut Roth vom Spielmannszug der TSV Lämmerspiel. Das Corps besteht aus 8 Trommlern. Seit dem Jahr 2000 heißt die Gruppe „Firedrums“, im Jahr 2002 kommt zu den Trommlern eine Bläserkomponente hinzu, ab da wird ordentliche Guggemusik gemacht.
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An der Jahrtausendsitzung der Karneval treibenden Vereine in der Willy-Brandt-Halle beteiligt sich der MKV mit Büttenrednern, den Tanzgruppen und seinem Trommlercorps.
Am 11. Mai wird die Schellengarde gegründet, seit 2004 ist sie die Begeleitgarde des Zugmarschalls.
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Erstmals veranstaltet der MKV seine Gardenacht in der Willy-Brandt-Halle. Befreundete Vereine aus Nah und Fern gestalten ein buntes Bühnenprogramm. Bereits die erste Veranstaltung wird ein Riesenerfolg in der picke-packe-vollen Halle.
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Vehement setzt sich der MKV für den Erhalt und die Sanierung der Willy-Brandt-Halle ein, die aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen und abgerissen werden soll.
Zusammen mit anderen Befürwortern gelingt es, die Rathausspitze umzustimmen. Die Halle wird auf Vordermann gebracht und bleibt erhalten.
Der MKV verlegt alle seine Großveranstaltungen dorthin.
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Aufgrund der dauerhaft schlechten Haushaltslage der Stadt Mühlheim sind auch die Vereine von der notwendigen Sparpolitik betroffen. Im Zuge der Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung vereinbaren die beiden Veranstalter Stadt und MKV den traditionellen Rathaussturm aus dem närrischen Terminkalender zu streichen und zwar ersatzlos. Ein Schritt, der beiden Partnern nicht leicht gefallen ist und der weh tut, jedoch alternativlos ist, insbesondere um den Fortbestand des Rosenmontagszuges zu sichern.
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Der Rosenmontagszug ist mit 106 Zugnummern der größte, den Mühlheim bis dahin gesehen hat.
Bei einem Großbrand im Mühlheimer Sportzentrum wird fast das ganze Inventar des FC Kickers-Viktoria ein Raub der Flammen. Zahlreiche MKV-Mitglieder kämpfen in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr Mühlheim gegen die Flammen. Der Verein hilft dem arg gebeutelten Fußballverein mit einer Geldspende.
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Am 22. April begeht der MKV sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumsfest in der Willy-Brandt-Halle. Die extra zu diesem Anlass zusammengestellte Jubiläumstanzgruppe führt mit 24 Tänzerinnen und Tänzern eindrucksvoll in vielen gestanzten Bildern durch 50 Jahre Musikgeschichte.
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Im März steigt das erste MKV-Männerballett-Turnier um den „Possmann-Cup“ in der Willy-Brandt-Halle. Die neue Veranstaltung schlägt voll ein und ist bis heute aus dem Mühlheimer Kulturfahrplan nicht mehr wegzudenken.
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Nach 58 Jahren ihres Bestehens wird die Abteilung Stadtgarde aufgelöst, da sich niemand mehr findet, der eine Gardeuniform tragen möchte. Die verbliebenen Gardisten wechseln in andere Abteilungen des Vereins.
Die Stadt Mühlheim feiert ihr 1200-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und zwei Festwochen mit großem Festzelt im Bürgerpark und in der Altstadt. Alleine der MKV leistet über 700 Dienststunden und trägt so wesentlich zum vollen Erfolg des Festes bei.
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125 Jahre Rosenmontagszug in Mühlheim und dann das: Schwere Sturmböen und Regenschauer peitschen über das Land. Im Rathaus tagt ein aus MKV, Polizei und Ordnungsbehörde bestehender Krisenstab und gibt zwei Stunden vor Zugbeginn tatsächlich grünes Licht.
So startet pünktlich um 14.11 Uhr der Jubiläumszug mit über 3.000 Teilnehmern, die sich auf 120 Zugnummern verteilen. Trotz widriger Wetterprognosen säumen etwa 15.000 Besucher den Zugweg und erleben kurz vor Ende des Zuges einen gewaltigen Regenguss, der jedoch der überschwänglichen Feierlaune keinen Abbruch tut.
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Im Jahr seines 60. Geburtstags gehören dem MKV 201 Mitglieder an.
Im Mai ehrt der Verein mit Walter Schmidt sein letztes verbliebenes Gründungsmitglied für 60- jährige Treue zum Mühlheimer Karneval-Verein.